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Schweizer Erfolgsgeschichten – Episode I: Maya Hadorn

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es war einmal vor langer, langer Zeit eine weit entfernte Insel namens Pulau Pef. Das kleine Eiland wurde von einem gütigen Raja (König) regiert, unter dessen Herrschaft die Menschen ein unbeschwertes Leben in Frieden und Harmonie führten. Doch eines Morgens riss ihn ein unheimliches Geflüster aus dem Schlaf: auf der benachbarten Insel plante man einen Putsch gegen ihn! Da schlug der König in einem Wutanfall derart kräftig gegen eine Kliffwand, dass Pulau Pef in unzählige Inselchen zersplitterte und ihr heutiges Antlitz erhielt. An diesem Tage schwor der Raja, auf alle Ewigkeit über seine geliebte Insel zu wachen.

Vielleicht war es ja der Geist des Raja, der Maya Hadorn auf diese abgelegene Insel lockte. Vielleicht spielte aber auch nur der Zufall. Als sie das erste Mal ein Auge auf Pulau Pef warf, war es für Maya jedenfalls Liebe auf den ersten Blick. Man kann es ihr kaum verdenken: das Inselparadies strotzt nur so vor spektakulären Buchten, tiefblauen Lagunen, weissen Sandstränden und wunderschönen Korallenriffen. Maya wusste sofort: hier will und kann sie etwas wahrlich Einzigartiges aufbauen. Und genau das hat sie getan. Doch wer ist diese Frau? Wieso hat sie ausgerechnet hier ihr Lager aufgeschlagen? Und was ist ihr Erfolgsgeheimnis?

Plötzlich Inselbewohnerin

Geboren 1967 als jüngstes von fünf Geschwistern einer Bauernfamilie, wächst Maya Hadorn die ersten Jahre in Kölliken (AG) in einfachen Verhältnissen auf, bevor die Familie nach Pfaffnau (LU) zieht. Während sie ihre Kindheit in ihrer Heimatregion verbringt und eine Kochlehre im Wallis absolviert, ist ihr stets klar: eines Tages will sie hinaus in die grosse weite Welt.

Mit Anfang 20 geht es dann endlich los. Maya reist in der Weltgeschichte herum und endet schliesslich auf den Malediven, wo sie ihre erste Arbeitsstelle im Ausland antritt. 2006 zieht es sie nach Indonesien, wo ihr ein Freund eine Stelle als Leiterin eines Resorts in Raja Ampat, einem abgelegenen Archipel im fernen Osten Indonesiens, vermittelt. «Meine erste Reaktion darauf? ‹Danke, aber auf keinen Fall!› Warum sollte ich mein gutes Leben in der Schweiz für eine Stelle irgendwo im Nirgendwo aufgeben?», erinnert sich Maya.

Aber trotzdem. Der süsse Ruf der Inselwelt ist unüberhörbar und letztlich zu verlockend, und in Maya schlägt eben doch das Herz einer Abenteurerin. Sie willigt also ein – aber nur für ein bis zwei Jahre, nimmt sie sich vor.

Nach drei Jahren beschliesst sie dann auch tatsächlich, wieder in die Schweiz zurückzukehren. Ihre Angestellten flehen sie an, auf Raja Ampat zu bleiben oder gar etwas Eigenes aufzubauen. Für Maya unvorstellbar. Denn auch wenn sie eine Abenteurerin ist, ist sie keine Träumerin. Sie weiss, dass man gerade in Ländern wie Indonesien solche Projekte kaum alleine aufziehen kann. Ihr Entschluss steht fest, sie kehrt zurück in die Schweiz. So war es schliesslich geplant.

 

«Die Insel fand mich, nicht ich sie.»


 

Doch kurz bevor sie wieder ins Flugzeug Richtung Heimat steigt, schlägt das Schicksal erneut zu. An einem Teamausflug sieht sie Pulau Pef zum ersten Mal, und es ist Liebe auf den ersten Blick. Beeindruckt von der Vielfältigkeit und der ungebändigten Natur weiss Maya sofort: «Hier will ich etwas machen.» Aus diesem «Etwas» wurde das Raja4Divers, einem einzigartigen, auf Tripadvisor mit der Bestnote gefeierten Tauchresort.

Zwischen Tropenstürmen und Geisterheimsuchungen – oder wie man ein Traumresort aus dem Boden stampft  

Der Aufbau des Resorts stellt Maya und ihre Angestellten vor abenteuerliche Herausforderungen. Da ist einerseits das Wetter: immer wieder wird die Insel während der Bauarbeiten von heftigen Regenfällen heimgesucht. Zu diesem Zeitpunkt gibt es noch keine nennenswerte Infrastruktur auf der Insel, sodass Maya und ihre Leute in instabilen Blachenzelten übernachten müssen, die der Wind nachts fast davonbläst. Krankheit, Isolation und eine unerbittlich schwüle Hitze kommen erschwerend dazu.

Auch die Beschaffung der Baumaterialien gestaltet sich als schwierig. Da kann es schon einmal zu Lieferausfällen kommen, weil gerade Geister auf der Suche nach Menschenherzen ihr Unwesen treiben und die Handwerker in ihren Dörfern bleiben müssen, um ihre Familien zu beschützen. Auch dass das Verständnis von «Qualität» in Indonesien ein anderes ist, muss Maya sehr bald lernen.

Einer der Bungalows während der Bauarbeiten.

Bei solchen Meinungsverschiedenheiten bedarf es jeweils viel Fingerspitzengefühl: «Man darf nicht zu direkt sein, sondern muss Probleme durch die Blume erklären.» Das fällt der Heissblüterin zu Beginn nicht immer leicht. «Aber ich dachte dabei an meine Gäste, welche nach ihrer langen Reise und für ihr Geld eine entsprechende Qualität erhalten sollen. Ich muss also stets Brücken schlagen, sodass am Schluss die Gäste happy sind, gleichzeitig aber auch meine Angestellten und Geschäftspartner nicht völlig überfordert werden».

Den Königsweg hat Maya inzwischen gefunden. Mittlerweile schmiegen sich entlang eines palmengesäumten Strandes zehn authentische papuanesische Bungalows. Von hier aus lässt sich bequem die farbenfrohe und vielfältige Unterwasserwelt der Korallenriffe Raja Ampats erkunden. Alternativ lädt abwechslungsreiche Inselwelt zum Wandern, Kajakfahren, Schnorcheln, Klettern oder einfach nur Sonnenanbeten ein.

 

«Auf Geschäftsreisen werde ich oft gefragt, wie viele Sterne mein Hotel hat. Meine Antwort: ‹tausende, wenn Sie abends ins Freie treten und zum Himmel schauen.›»


 

Zwar mangelt es nicht an Luxus, denn in den grosszügigen Bungalows gibt es eigentlich alles, was das Herz begehrt – von der Hängematte bis zum iPad. Auf unnötigen Schnickschnack wird aber verzichtet. «Wir möchten eine möglichst authentische Erfahrung in einem familiären Umfeld bieten. Der eigentliche Luxus hier, das sind die Natur und die Menschen».

Dieser Mix scheint ihr Erfolgsrezept zu sein, denn die Gäste schätzen gerade die Nähe zum indonesischen Personal. «In vielen Resorts müssen sich Köche, Kellner und Hausangestellten oftmals im Hintergrund halten. Bei uns gibt es dieses Gefälle nicht. Auch sie dürfen im Restaurant essen und sich unter die Leute mischen.» Die Gäste nutzen die Chance, um mit ihnen beispielweise exotische Gerichte zu kochen. «Dabei entwickeln sich richtige Freundschaften, und manchmal fliessen gar Tränen bei der Abreise. Das macht dieses Resort so besonders.»

Von wegen Dolce Far Niente im Paradies – mit harter Arbeit & Pragmatismus zum Erfolg

Doch auch in den Tropen ist nicht immer alles eitel Sonnenschein. Der Schlüssel zum Erfolg liegt letztlich auch in viel harter Arbeit. «Es ist eben nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen und den ganzen Tag am Strand faulenzen. Wir arbeiten rund um die Uhr sehr hart, um unsere Gäste zufriedenzustellen und das Resort am Laufen zu halten. So manch westlicher Mitarbeitender ist dabei schon an seine Grenzen gekommen. Die Abgeschiedenheit und die manchmal harten Bedingungen der Insel – zum Beispiel wenig Privatsphäre zu haben – holen dich schnell mal auf den Boden der Tatsachen zurück.»

Trotz ihrer Liebe für die Insel hat sich Maya nie blenden lassen. Im Gespräch mit ihr wird schnell klar, dass ihre Leidenschaft mit einer gehörigen Prise Pragmatismus abgeschmeckt ist. Diese Kombination scheint ihr beim Auswandern dienlich gewesen zu sein: «Man sollte nicht naiv sein und alles alleine schaffen wollen. Zentral sind lokale Kontakte. Man braucht kompetente Leute vor Ort, denen man vertraut, die die nötige Energie mitbringen und die mit den Behörden umzugehen wissen.»

«Pulau Pef ist wunderschön. Aber hier will ich nicht alt werden.»

Ihr Pragmatismus äussert sich auch in ihrer über zehnjährigen Soliswiss-Mitgliedschaft. «Ich wollte auch in Indonesien immer gut abgesichert sein. Sollte mal etwas passieren, will ich nicht auf verlorenem Posten stehen. Mit Soliswiss habe ich eine Anlaufstelle, die weiss was für Auslandschweizer wichtig ist. Ich habe stets eine persönliche, freundliche und kompetente Beratung erhalten, zum Beispiel wenn es um meine Rückkehr in die Schweiz geht. Soliswiss gibt mir die nötige Beratung und Sicherheit.»

Denn für Maya ist klar: sie wird nicht für immer auf Pulau Pef bleiben: «Mir gefällt es hier natürlich sehr, und Pulau Pef ist eine Art zweites Zuhause für mich geworden. Aber hier bin und bleibe ich immer ‘Ibu Maya’, die Chefin, die Ausländerin. In der Schweiz kann ich dagegen einfach nur Maya sein, und bin zudem von Familie und Freunden umgeben – das ist mir enorm wichtig.»

«Auswandern darf keine Flucht sein, denn du nimmst deine Probleme mit dir mit.»

Eine Empfehlung möchte Maya Auswanderungswilligen mit auf den Weg geben: «Wenn du nur vor deinen Sorgen davonlaufen willst, lass es lieber. Deine Probleme holen dich früher oder später garantiert wieder ein.» Viele Auswandernde hätten ein verklärtes Bild von ihrer Traumdestination. «Am besten arbeitet man erst einmal einige Zeit im neuen Land, um ein Gespür für das Leben dort zu erhalten – man muss ja nichts überstürzen. Aber wenn man aus den richtigen Gründen auswandert und dieses Vorhaben pragmatisch angeht, ist es eine unglaublich bereichernde Erfahrung.»

Maya bereut ihren Entschluss jedenfalls nicht: «Mich begeistern vor allem die Inselbewohner hier. Ihre Warmherzigkeit, ihre Toleranz, ihren Humor – wir können viel von ihnen lernen! Sie stehen mir sehr nah und sind mir sehr ans Herz gewachsen».

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